Pressemitteilung zum Ausscheiden von Frau Dr. Bergmann als Unabhängige Beauftragte

Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs Frau Dr. Bergmann geht - Zukunft der Stelle fraglich - Bleiben die Betroffenen alleine zurück?

BERLIN (25.10.2011)

Die Unabhängigen Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs Frau Dr. Bergmann zog Heute auf einer Pressekonferenz ein Fazit Ihrer Arbeit. Zu ihrem bevorstehenden Ausscheiden äußerte sich auch der bundesweite Verein MOGiS e.V. - "Eine Stimme für Betroffene" - eine Vereinigung von Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs.

Christian Bahls, der 1. Vorsitzender des Vereins sagt: "Eine der stärksten Fürsprecher der Betroffenen am Runden Tisch geht. Bis heute, war nicht bekannt, wie es mit der Stelle der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs weiter geht. Das Familienministerium will sich laut Medienberichten erst nach dem Ende von Frau Dr. Bergmanns Amtszeit am Montag nächster Woche äußern."

Er schließt an: "Ohne die Unterstützung durch Frau Dr. Bergmann wird es für die Betroffenen noch schwieriger ihre berechtigten Interessen am Runden Tisch durchzusetzen. Es besteht die Gefahr, dass die Betroffenen jetzt ohne diesen starken Anwalt in dieser Sache jetzt mehr oder weniger alleine zurückgelassen werden."

Gabriele Gawlich, 2. Vorsitzende von MOGiS e.V., ergänzt: "Ehrlich gesagt erstaunt es mich, dass immer noch unklar ist, wer das Amt weiterführen soll und in welcher Form die Geschäftsstelle fortbestehen wird. Die Berufung der unabhängigen Beauftragten war ein starkes solidarisches Signal der Gesellschaft - dass man mit Betroffenen sprechen kann, ohne daran zu zerbrechen und dass es sich lohnt, für die Interessen der Betroffenen einzutreten."

Bahls fügt hinzu: "Frau Dr. Bergmann hat da eine Leuchtturmfunktion übernommen. Sie hat sich auf das Schicksal der Betroffenen eingelassen und mit ihrer Arbeit auch echte Fortschritte erzielt. Ihr Weggang schmerzt, zumal nicht klar ist ob hier nicht ein Rückschritt zu verzeichnen sein wird, gerade auch weil es den Eindruck macht, dass die Geschäftstelle abgewickelt oder einem Ministerium angegliedert werden soll."

Frau Gawlich äußert auch weitergehende Bedenken: "Ich fürchte, dass das Interesse am Schicksal der Betroffenen erlahmen oder ganz einschlafen wird. Auch schon am Runden Tisch haben sich die Teilnehmer lieber in Prävention und Intervention kapriziert als Veränderungen für Betroffene zu erreichen. Und es bleibt noch so viel zu tun."

Zur Unabhängigkeit der Beauftragten meint Frau Gawlich: "Die Unabhängigkeit eines solchen Beauftragten ist wichtig, dies auch gegenüber der Bundesregierung, also zum Beispiel dem Familienministerium oder dem Justizministerium. Das ist wesentlich, damit diese Stelle frei und unabhängig Bedenken äußern und Mängel aufdecken kann. Unsere Forderung ist es für diese Stelle wenigstens eine solche Unabhängigkeit zu erreichen, wie sie zum Beispiel ein Datenschutzbeauftragter hat."

#### Hintergrund Gabriele Gawlich & Christian Bahls
Herr Bahls und Frau Gawlich haben bis vor kurzem gemeinsam mit vier weiteren Betroffenen die Bundesinitiative der Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Missbrauch im Kindesalter am Runden Tisch vertreten.

#### Hintergrund zum MOGiS e.V.
Der MOGiS e.V. wurde im April 2009 im Rahmen der Diskussion um Internetsperren in Deutschland als "MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren" gegründet.

Christian Bahls, ein Gründungsmitglied von MOGiS, wurde als Kind selbst sexuell missbraucht und hat sich im April 2009 als Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs bekannt um sich als direkt Betroffener gegen die Sperren aussprechen zu können.

Nach Ende der Sperrdiskussion in Deutschland hat MOGiS e.V. seine Ziele erweitert und versteht sich inzwischen als "Eine Stimme für Betroffene". Mit dem MOGiS e.V. treten also Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs für die Belange von Missbrauchsbetroffenen ein.

Christian Bahls sowie Gabriele Gawlich arbeiteten für die Interessen der Betroffenen am Runden Tisch gegen Sexuellen Kindesmissbrauch mit und versuchten dort die Interessen der Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Missbrauch im Kindesalter angemessen zu vertreten.

MOGiS e.V. hat versucht in seiner Arbeit am Runden Tisch "Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich" den Betroffenen angemessen Gehör zu verschaffen.

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